Burggeschichte
Die Gyulaer Burg war von ihrem Bau bis zum Übergeben an die Türken eng mit dem königlichen Hof verbunden, und zwar entweder durch Verwandtschaft, oder dadurch, dass die Burg im Besitz des Königs oder der königlichen Familie war. Diese Tatsache muss hervorgehoben werden, im Umkreis hatten nämlich nur die Burgen von Buda und Vajdahunyad eine so eindeutige königliche Position. Die Burg in Gyula ist im Vergleich zur letzterwähnten Burg Vajdahunyad von größerer Bedeutung, kam nämlich auch mit ausländischen Herrscherkreisen in Kontakt.
Zwar wird die Burg erst im Jahre 1445 das erste Mal schriftlich erwähnt, begannen die Bauarbeiten an ihr schon 1405 unter der Leitung von Maróti János. Er stand aber ständig im Krieg mit den Türken, so hat später wahrscheinlich sein Sohn Maróti László die Bauarbeiten geleitet und abgeschlossen. Die Burg und das riesige Gut fielen im Jahre 1476 an die Krone zurück. König Mathias schenkte das Gut 1482 seinem Sohn Corvin János, der neben anderen Bautätigkeiten mit dem Errichten der heutigen Corvin Bastei (sog. Rondell) seine Spuren an der Burg hinterließ. Militärstrategisch gewann die Burg nach der Niederlage bei Mohács an Bedeutung. Den Anhängern von Szapolyai János gelang es, die Burg zu erwerben. Für eine kurze Zeit war die Burg im Eigentum von Standesherren aus Siebenbürgen, im Jahre 1552 erhielt sie aber im Tausch wieder der königliche Hof. Die Türken zerstörten indessen die Umgebung völlig und errichteten unweit von der Burg hohe Bretterzäune. Der Nachschub an Proviant war so nicht mehr möglich. Der Neffe von Süleiman II, Pertáf Pascha belagerte die Burg im Sommer 1566. Der Angriff gegen die Burg dauerte neun Wochen lang und anschließend wurde der Vertrag zum Übergeben der Burg an die Türken unterschrieben. Nachdem ein verhältnismäßiger Frieden eintrat, begann in der Stadt ein langsames Wachstum. Im Jahre 1695 eroberte das christliche Heer die Gegend zurück und in der Burg wurde das Gutsverwalteramt untergebracht.
Die Renovierungsarbeiten an der Burg begannen in den 1960er Jahren. Seit 1964 ist hier ein Burgtheater untergebracht und auch eine Dauerausstellung wurde im gleichen Jahr eröffnet. Nach einer umfassenden Renovierung wurde im Jahre 2005 das neue Renaissance-Burgmuseum eingerichtet, in dem die Besucher in 24 Ausstellungsräumen die Geschichte von 6 Jahrhunderten entdecken können.
Burgmuseum
Das Burgmuseum in der Gyulaer Burg, die als die einzige unbeschädigte gotische Ziegelburg Mitteleuropas bekannt ist, empfängt die Gäste in 24 Ausstellungsräumen.
Die Besucher können einen Einblick in das Leben eines Burgherrn oder einer Burgherrin gewinnen, den Unterschied zwischen dem Empfangsraum eines Sandschakbegs und dem Arbeitszimmer eines ungarischen Burgherrn erfahren, oder die in den letzten Jahrhunderten verwendeten Waffen bewundern. Im Erdgeschoss der renovierten Burg befinden sich das Burgverlies (zu besuchen ist außerhalb der Burgtheaterzeit), die Kapelle, die Weinstube, der Speisekammer, die Backhäuser, die Schmiede und die Töpferei. Im ersten Stock befinden sich die Gemächer der Burgherrin und des Burgherrn, der Hellebardiersaal, der Empfangsraum des Sandschakbegs, die Rüstkammer und der Rittersaal.
In der Burg können verschiedene Veranstaltungen organisiert werden: die neu eingeweihte Kapelle bietet die Möglichkeit zur Taufe und Trauung, im Rittersaal können Empfänge und Konferenzen organisiert werden. Die Weinstube in der Burg bietet einen würdigen Rahmen zu diesen Veranstaltungen, und kann auch als selbständiger Schauplatz von solchen Programmen dienen.
Für die Kinder sind museumspädagogische Lehrstunden angeboten, wobei sie nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Burg gewinnen und die ausgestellten Gegenstände bewundern, sondern auch verschiedene Gegenstände selber anfertigen können.