Kővágószőlős - Cserkút - Jakab-Berg

Kővágószőlős - Cserkút - Jakab-Berg

Wir unternehmen von Pécs aus auf der nach Szigetvár führenden 6-er Landstrasse in Richtung Westen einen an Denkmälern und Naturgütern reichen Ausflug. Bevor wir Pécs in westlicher Richtung verlassen würden, lohnt es sich, in die der Stadt angeschlossene Ortschaft Patacs einzukehren. Die Hauptstrasse entlang spazierend gelangt man zur Kirche, deren aus dem XIII. Jahrhundert stammende Schiff im Barockstil erbaut wurde; 1864 und 1902 wurde die Kirche umgebaut. Es handelt sich um ein einschiffiges Gebäude mit Türmen an der Vorderfassade und einem quadratischen Sanktuarium. Westlich des Ortes hatte sich Anfang der 90-er Jahre eine sich dynamisch entwickelnde neue Wohnsiedlung mit Familienhäusern gebildet.
Östlich der Siedlung Patacs liegt der Nachbarort Rácváros (Raizenstadt), der Ende des XVII. Jahrhunderts von den aus dem Balkan vor den Türken flüchtenden, griechisch-orthodoxen Serben besiedelt wurde.
Diese siedelten sich zuerst in die Innenstadt von Pécs an, im Jahre 1693 wurden sie jedoch - aus religiösen Gründen, auf Druck der Jesuiten - weit von der Stadt in den Westen, in das heute Rácváros genannte Gebiet ausgesiedelt. Die Gegend war vor allem durch seinen Weinbau berühmt. Heute würde man hier vergebens nach einem Raizen suchen, denn diese sind bereits gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts in die sich hier Niederlassenden aufgegangen. Westlich des Zentrums von Rácváros, von der Autostrasse in eine Nebenstrasse abbiegend, finden wir die zwischen 1756 und 1780 im Barockstil errichtete Reformierte Katholische Kirche.
Die Stadt verlassend, verlaufen rechts neben der Autostrasse, an den Hügeln in Richtung Norden Weinberge und Obstgärten, und im Süden sieht man das Wasser der Pellérder Fischerseen über dem Bahndamm schimmern. Einige Kilometer von der Stadt entfernt erreichen wir die Cserkúter Csárda, wo es auch eine Bushaltestelle gibt. Die Csárda ist ein beliebter Rastplatz für Autofahrer. Ein Touristenpfad mit blauer Viereck-Markierung führt von hier aus in die Ortschaften Cserkút und Kővágószőlős.
Von der 6-er Autostrasse biegen wir bei Kővágószőlős in Richtung Norden ab. Kővágószőlős liegt am Fuß des Jakab-Bergs und hat etwa zweitausend Einwohner. Der Name der Ortschaft verweist teils auf den hiesigen Weinbau, aber auch auf die Steinbrucharbeiten in dieser Gegend. Und tatsächlich sind an den Hängen die alten, verlassenen Quaderbrüche zu sehen, wobei Traubenstöcke die Flachhänge durchziehen.
Die Umgebung der Ortschaft ist eine wichtige Fundstätte aus der römischen Zeit, in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ist hier sogar eine gewölbte, bemalte Grabkammer aus römischer Zeit zum Vorschein gekommen. Am östlichen Rand der Ortschaft steht die Kirche, die im XII. Jahrhundert errichtet, im XV. Jahrhundert erweitert, und schließlich 1773 im Barockstil umgebaut wurde. Es handelt sich um ein Gebäude mit einem Turmbau an der Vorderfassade (am unteren Teil des Turmes mit romanischen Fenstern), mit Spitzsäulen und einem giebeligen Eingang. Das Schiffsgewölbe hat drei Abschnitte, wobei sich das Schiff beim Sanktuarium verjüngt und zu einen Rundbogen formt. Die meisten Einrichtungsgegenstände der Kirche stammen aus der Pécser Kathedrale. Der Hauptaltar und die Kanzel wurden im Barockstil errichtet. Neben der Kirche liegt der Friedhof der Ortschaft. Zwischen den 1950-er-und 1970-er Jahren nahm durch die rapide Entwicklung des Uranabbaus auch parallel die Anzahl der Bevölkerung zu. Obwohl inzwischen die Zeit des Uranabbaus langsam im Abklingen ist, ziehen aufgrund der ruhigen Umgebung und der frischen Luft auch heute noch viele aus der Stadt hier heraus.
Von Kővágószőlős in Richtung Süden weitergehend erreichen wir über eine östliche Verbindungsstraße die Ortschaft Cserkút (Eichbrunnen), deren Name darauf verweist, daß das Dorf einst an einem mit Eichen umwachsenen Brunnen gebaut wurde. Die Kirche von Cserkút wurde an der Hauptstraße des Dorfes errichtet. Sie wurde im XIII. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut und schließlich in den Jahren 1729 und 1826 erneuert. Ihr einziger Turm steht vor ihrer Vorderfassade. Es handelt sich um ein einschiffiges Gebäude, wobei das Sanktuarium einen Rundbogen formt. Es lohnt sich, ihre wertvollen, sehr schönen Fresken zu besichtigen.
Nördlich der Siedlung liegt der 592 Meter hohe Jakab-Berg; Das Gebiet steht heute unter Naturschutz. Von Cserkút aus führt ein Wanderpfad mit blauer Dreiecksmarkierung auf den Berg hinauf. Es lohnt sich, den 2 Km langen, steilen Weg nach oben in Kauf zu nehmen, um dann die wundervollen Sehenswürdigkeiten hier besichtigen zu können. Am Gipfel des Berges hatte das Volk der Hallstädter Kultur im IX. Jahrhundert v. u. Ztr. eine riesige Erdverschanzung mit 6-8 Meter hohen Schanzen errichtet. Auf dem westlichen Schanzenzug steht der 1975 renovierte István-Aussichtsturm, dessen Name auf seinen Bauherr, István Szeifritz verweist, der im Jahre 1892 der ehemalige Leiter der bischöflichen Wälder war.
Am nordöstlichen Abschnitt der Erdverschanzung steht die mit einer Mauer mittelalterlichen Ursprungs verstärkte Ruine des einstigen Paulanerklosters, dort wo der Pécser Bischof Bertalan im Jahre 1225 den Einsiedlern der Gegend ein Kloster gründete, das er dem Heiligen Jakob widmete. Daher erhielt auch der Berg seinen Namen. Im XVIII. Jahrhundert wurde die Kirche neu errichtet und bis vor einem Jahrhundert war das Kloster noch bewohnt, seitdem ist es jedoch am Verfallen. Man begann mit der archäologischen Erschließung.
Laut einer Volkssage war der einstige Besitzer der Burg am Jakab-Berg ein reicher Grundherr, der ungemein viele Schätze zusammenraffte. Als einmal der Krieg ausbrach, versteckte er seine Schätze in dem unter der Kirche des Klosters gegrabenen riesigen Keller. Auf dem versteckten Bottich Gold sitzt ein Hahn, auf dem Bottich mit Silber ein Drache - es sind verwunschene Könige, die damit bestraft wurden, über die Schätze zu wachen. Es ist noch niemals einem Menschen geglückt, an diese Schätze zu kommen, obwohl es viele versucht haben.
Am südlichen Abbruch der Gebirgsebene am Jakab-Berg steht ein mit Brüstung geschützter Aussichtpunkt - eine überhängende Felsenklippe - der Zsongorkő (570 M). An seinen Namen knüpft sich folgende Geschichte: Am Fuß des Berges lebte einst ein junger Mann namens Zsongor, der als Recke gegen die Türken kämpfte. Seine Braut wurde vor der Hochzeit vom Burgherrn des Jakab-Berges, dem türkischen Pascha entführt. Zsongor hatte sich in einer gewitterigen Nacht an die Burg herangeschlichen und seine Braut befreit. Die Burgwache hatte ihn aber gesichtet und war ihm gefolgt. Als Zsongor sah, das es kein Entkommen gab, war er mit seinem Pferd von der überhängenden Felsenklippe in die entsetzliche Tiefe gesprungen. Seitdem heißt dieser Felsen im Volksmund Zsongorkő, also Zsongor-Stein.
Der Jakab-Berg hat noch eine weitere Sehenswürdigkeit, die an seiner Südseite stehende bizarr geformte Felsengruppe, die sog Babás-szerkövek. Laut einer Sage lebten einst in Cserkút zwei reiche, sich einander in jeder Hinsicht überbietende Familien. Eines Tages kehrte zu beiden Familien ein unbekannter Bettler ein, er wurde aber von beiden Häusern verjagt. Daraufhin hatte der Bettler die Familien verflucht: Werdet zu Stein, gerade wenn ihr am glücklichsten seid! Beide Familien hatten jeweils eine Tochter, die beide am selben Tag heirateten. Der eine Brautzug überholte den anderen und kam bereits herunter vom Paulanerkloster am Jakab-Berg, als der andere Brautzug gerade hinaufstieg. Über dem Abgrund, wo der Weg am schmalsten ist, trafen die Brautzüge zusammen, jedoch keiner der beiden wollte ausweichen. Die beiden Hausherren sprachen im selben Augenblick: "Lieber werden wir zu Stein, als dass wir ausweichen!" Im selben Moment wurden beide Brautzüge samt Wagen und Pferden zu Stein, und stehen heute noch alle der Reihe nach da.
Vom Jakab-Berg können wir auf demselben Weg zurückkehren, auf dem wir heraufgekommen sind, der grünen Markierung entlang in Richtung Osten gelangen wir nach Magyarürög, nun der roten Dreiecksmarkierung, und dann der blauen Vierecksmarkierung folgend nach Kővágószőlős; beide Wege sind aber wesentlich länger, als der direkte Weg nach Cserkút.