Eine Reise durch dem Balaton wird schnell zu einem unterhaltsamen Kulturerlebnis: Die lebendige Kulturszene konzentriert sich vor allem im Sommer auf Balatonfüred, Tihany, Keszthely und Siófok. In den Dörfer werden vielfach noch traditionelle Kulturelemente mit viel Liebe gepflegt.
Keszthely
Einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung und Kultur von Keszthely übte jahrhundertelang eine der reichsten ungarischen aristokratischen Familien, die Familie Festetics aus. Ihr pompöses barockes Schloss, das heute ein Museum beherbergt, ist zugleich eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Balatonregion. Unter den Dauer-ausstellungen des Helikon-Schlossmuseums können Ausstellungen besucht werden, die dem Interessenten die Lebensweise des Hochadels im 18. und 19. Jahrhundert näher bringen: die Kunst der islamischen Welt, Jagdtrophäen sowie ein im Stall und im Wagenraum eingerichtetes Kutschenmuseum. Im Park und in den Sälen des Museums werden im Sommer wöchentlich Konzerte veranstaltet.
Keszthely ist reich an Museen und Schauplätzen. Wer hier unterwegs ist, sollte dem Historischen Panoptikum, dem Csigaparlament (Schneckenparlament), dem Puppenmuseum und dem Georgikon Meierhofmuseum einen Besuch abstatten. Den Liebhabern von Süßigkeiten empfehlen wir das Marzipan- Museum und die Konditorei. Wunderschön ist auch das Balaton-Museum, seine Dioramen und Schaukästen stellen die Entstehung des Sees, dessen Flora und Fauna, die Ethnographie und die Geschichte der Badekultur vor.
Badacsony
Badacsony ist die bekannteste Weingegend am Balaton. Hier wächst der Wein, aus dem man den Grauen Mönch und den Kéknyelű-Wein herstellt. Am Südhang des 437 m hohen Basaltberges erwarten schöne Restaurants und Weinstuben die Ausflügler. Auf der Spitze des Bergs bietet der Aussichtspunkt Kisfaludy ein wunderschönes Panorama. Unten, in der Nähe des Hafens finden wir das ehemalige Wohnhaus von Egry József, dem Maler des Balatons, in dem heute ein Gedenkmuseum eingerichtet ist.
Tihany
Einer der auffälligsten Punkte des Nordufers ist sowohl landschaftlich als auch topographisch die Halbinsel Tihany. Ihr abgeschiedenes Massiv erhebt sich als Wachturm über die See-Enge. Auf ihrem kleineren Hügel wurden bereits vor neunhundert Jahren eine Kirche und ein Kloster in Tihany errichtet. Die königliche Urkunde, die mit dem Jahr 1055 datierte Gründungsurkunde über die Anordnung zum Bau der Abtei, enthält die ersten in ungarischer Sprache verfassten Worte in einem lateinischen Textumfeld. Von der ursprünglichen Kirche sieht man heute nur noch die von massiven Säulen getragene Unterkirche im romanischen Stil, auf der eine barocke Abteikirche errichtet wurde. Museen in Tihany: Museum der Benediktinerabtei, Ethnographisches Freilichtmuseum (Bauernhaus und Haus der Fischerzunft) sowie das Puppenmuseum. In der Abteikirche werden jeden Sommer Konzerte veranstaltet.
Balatonfüred
Obwohl Balatonfüred seinen Namen nicht von seinen Bädern (Füred, fürdeni heißt auf Deutsch baden), sondern von den Wachteln erhalten hat, nahm hier trotzdem im 17. Jahrhundert die Badekultur am Balaton ihren Anfang. Füred ist in vielfältiger Hinsicht die Stadt der Ersten“. Hier wurde im Jahre 1846 die erste Kisfaludy-Dampflok gebaut und gestartet, hier baute man später die ersten Segeljachten und hier begann man damals erstmals im Steintheater Vorstellungen in ungarischer Sprache aufzuführen. All diese Tatsachen trugen dazu bei, eine neue Epoche in der Geschichte des ungarischen Tourismus zu eröffnen. Es lohnt sich, einen Spaziergang in Füred an der Kossuth-Quelle zu beginnen, die sich auf dem zwei Jahrhunderte alten Gyógy-Platz befindet, der uns in die Reformzeit zurückversetzt und in den vergangenen Jahren völlig erneuert wurde. Von hier aus erreichen wir nach einigen Minuten den mehr als einhundert Jahre alten Park und die Tagore-Promenade und gelangen schließlich zu einem der schönsten Häfen des Sees. Die eigentümliche Form der Rundkirche (Kerektemplom) und die Fresken und Gemälde berühmter Künstler machen besonders auf sich aufmerksam. Einige Minuten von hier entfernt befindet sich die Villa von Jokai Mór, einem der „Fürsten“ der ungarischen Literatur. Heute beherbergt die Villa ein Gedenkmuseum.
Siófok
Siófok, die „Badestadt des ungarischen Sommers“, zählt zu den meistbesuchten Fremdenverkehrszentren in Ungarn. Siófoks Feriensiedlung und sein Villenviertel entwickelte sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der größten touristischen Unternehmen der Gegenwart. In dieser Stadt wurde auch der weltbekannte Operettenkünstler, Imre Kálmán, geboren, dessen Geburtshaus heute ein Gedenkhaus des Komponisten ist. Im Zeichen des Kálmán-Kults werden jeden Sommer zwei Monate lang jede Woche Operettengalas veranstaltet. Der Name der Stadt wird in enger Verbindung mit dem Eierfestival erwähnt, das jährlich im Oktober am Welttag des Eies veranstaltet wird. Als Dauerausstellung kann man auch die selbst in Ungarn einzigartige Eierkunst-Ausstellung besuchen. In Siófok befinden sich außerdem mehrere Künstlergalerien, wo man die Ausstellungen bekannter Maler besichtigen kann. Auch den Besuchern, die Rundtouren um den Balaton machen, empfehlen wir die Museen.
Es lohnt sich, in Balatonboglár dem Betriebsmuseum der Weinwirtschaft, dem Spitzenmuseum von Balatonendréd oder dem Afrikanischen Museum von Balatonederics, das die in 40 Jahren gesammelten Trophäen und ethnographischen Gegenstände des Afrika-Jägers, Dr. Ender Nagy, sowie lebendige einheimische und exotische Tiere vorstellt, einen Besuch abzustatten. Das Leben vieler bekannter Menschen war mit dem Balaton verbunden. Die Gedenkmuseen dieser Personen bringen uns die Geschichte und die Kultur Ungarns näher. Wir haben bereits das Gedenkhaus des Kunstmalers József Egry oder das des Operettenkomponisten Imre Kálmán erwähnt, aber wir sollten hier auch nicht die Gedenkmuseen unseres Dichters Attila József in Balatonszárszó und des Schauspielers Zoltán Latinovits in Balatonszemes sowie des Politikers Endre Bajcsy-Zsilinszky vergessen.
Wenn man sich in der Balatonregion aufhält, sollte man natürlich auch die wunderschönen Kirchen besichtigen, besonders erwähnenswert ist die Benediktinerabtei von Tihany. An vergangene Epochen erinnern uns die Ruinen der mittelalterlichen Kirche von Avas bei Szigliget, die Kirchenruinen von Dörgicse, die Überreste der in Somogyvár stehenden Benediktinerabtei, die Mámai Kirchenruine in BalatonfűzfÅ‘ und sebstverständlich könnte man diese Aufzählung noch weiter fortsetzen. Unter den gegenwärtig nicht unter Denkmalsschutz stehenden Kirchen sind die katholische Kirche von Balatonfüred, die Sankt-Heinrich-Kirche von Badacsomytomaj zu nennen, aber man sollte auch den katholischen und reformierten Kirchen von Siófok, Balatonszárszó und Keszthely einen Besuch abstatten.
An vielen Orten in der Region findet man Denkmäler aus der Zeit der Römer, unter denen der Gebäudekomplex der Villawirtschaft aus der Römerzeit von Balácapuszta in Nemesvámos hervorzuheben ist, aber auch die Ruinen neben Örvényes oder eben Fenékpuszta sind erwähnenswert. Die Balatonregion ist nicht nur reich an Museen und Ausstellungsräumen, auch die Burgruinen bewahren das Andenken an die Geschichte der Ungarn. Die Burg Kinizsi von Nagyvázsony und die Burg von Szigleget waren die wichtigsten Schauplätze im Kampf gegen die Türken wie auch die in der Nähe des Balaton befindliche Burg von Sümeg und die Burg Csesznek. Die Erinnerungen an vergangene Zeiten werden durch die dort gezeigten Dauerausstellungen bzw. die Burgfestspiele wieder lebendig.