Die Urgeschichte
Die ehemaligen Siedlungen des Mesolithikums befinden sich heute vermutlich unter dem Balaton, aber eine ganze Reihe von Siedlungserscheinungen, Bestattungsstellen und Artefakten aus der Zeit vor ca.6000 v.Chr. und der Jungsteinzeit zeugt von der Anwesenheit des Menschen. Im Stadtgebiet sind mehr als 80 archeologische Fundstellen bekannt, die zahlreiche Besonderheiten hervor brachten: gegen Mitte der Jungsteinzeit war auf dem größten Teil Transdanubiens die Keszthelyer Gruppe der Kultur der Linearbandkeramik präsent; aus der mittleren Kupferzeit hat man ein 50m langes Gebäude gefunden, das vermutlich für kultische Zwecke genutzt wurde, und in dem man ein einzigartiges, aus einer Meeresschnecke gefertigtes Horn entdeckte; das ungarnweit einzige Urnengrab der Kostolac-Kultur vom Ende der Kupferzeit wurde in Fenékpuszta gefunden. Am Ostrand der Stadt stieß man auf Steinkistengräber der spätbronzezeitlichen Hügelgräberkultur – das hier freigelegte Bronzeschwert nennt die Forschung Typ Boiu-Keszthely. In der letzten Phase der Urgeschichte tauchte in unserer Gegend das erste namentlich bekannte Volk auf: die Kelten.
Die Römerzeit
Transdanubien wurde 15 v. Chr. von den Römern erobert. Die lokale keltische Bevölkerung wurde schnell romanisiert, d.h. es kam zur Übernahme von römischen Bräuchen. Dabei spielte eine Siedlung eine wichtige Rolle, die an der die Adria mit dem Donuaknie verbindenden Fern- und Militärstraße lag und bereits im 1.Jahrhundert unter anderem von italienischen Kaufleuten bewohnt war. In dieser Umgebung, die mehrmals von den Barbaren angegriffen wurde, gab es auch bereits Villen mit lebhafter Wirtschaft. In der Spätkaiserzeit handelt es sich um ein dichtbevölkertes Gebiet. Mitte des 4. Jahrhunderts hat man auf der Landzunge bei Fenékpuszta mit dem Bau der größten Festung der Provinz Pannonien begonnen,nicht nur zum Schutz der Anwohner, viel mehr zum Schutz Nord-Italiens. Die Mauern der Festung, die eine Grundfläche von 400x400m hatte und durch 44 Rundtürmern geschützt wurde, waren 2,6m dick. Die gewaltige Festung überstand mehrere Angriffe, wurde aber immer wieder neugebaut, deshalb blieb ein Teil der Bevölkerung auch während der Völkerwanderung hier.
Die Völkerwanderung
In der Völkerwanderungszeit, von 430 an, kam Transdanubien zuerst unter die Herrschaft der Hunnen – in Keszthely sind zwei ihrer reichen Bestattungsstellen bekannt.456 besetzten die Ostgoten Südtransdanubien. Sie machten die Festung von Fenék zum Sitz von König Thiudimer, dem Vater von Theoderik dem Großen. In ihren freigelegten Gräbern fand man mehrere deformierte Schädel. Nach 535 herrschten die Langobarden über unsere Gegend und nach deren Abzug nach Italien, wurde das Karpatenbecken um 568 Teil des Awarenreiches. Die Awaren siedelten zu der Urbevölkerung germanische und byzantinische Söldner und Handwerker an, so entstand eine eigenartige Kultur, die die Forscher Keszthelyer-Kultur nennen.Die angesiedelten Söldner nahmen an den Feldzügen der Awaren teil, deshalb sind ihre Gräber reich ausgestattet. Obwohl von den 630-er Jahren an sich die Awaren selbst hier niederließen, konnte die Bevölkerung ihren christlichen Glauben und ihre kulturelle Selbstständigkeit über zwei Jahrhunderte bewahren.
Die Gründung von Keszthely
Die Franken haben am Anfang des 9. Jahrhunderts das Reich der Awaren vernichtet und Transdanubien unter der Herrschaft von Karl dem Großen erobert. Das Macht- und Verwaltungszentrum der Umgebung wurde nach Zalavár verlegt, wo der Slawe Pribina Mosaburg, das Zentrum seiner Grafschaft,errichtete. Die Festung in Fenék war weiterhin bewohnt, erst die landnehmenden Ungarn haben sie um 900 endgültig zerstört. Das ungarische gemeine Volk dürfte sich erst gegen Ende des 10. Jahrhunderts hier angesiedelt haben, aber die Kontinuität wird auch dadurch angedeutet, dass der Ortsname Keszthely mit der Vermittlung des slawischen „kostel” auf das lateinische „castellum”zurückzuführen ist. Auf dem Gebiet des heutigen Keszthely sind vorerst mehrere Siedlungskerne entstanden, deren Häuser vereinzelnt und weit auseinander standen. Bald wurden die ersten Kirchen gebaut. Die Grundmauern der St. Laurenz Kapelle sind im Burggarten am Hauptplatz zu sehen. Diese war eine Rotunde(Rundkirche), die im 11-12. Jahrhundert erbaut und im 13. Jahrhundert um ein viereckiges Schiff erweitert wurde.
13. Jahrhundert
Schriftlich taucht Keszthely zum ersten Mal im Jahre 1247 in der Urkunde der Veszprémer Stiftskirche auf, welche auch die Pfarrkirche Heiliger Martin an der Stelle des heutigen Springbrunnens vor dem Schloss und die St. Laurenz Kapelle miterwähnt. Ein Dorfkern entstand nicht nur um das Gebiet des heutigen Schlosses und um den Hauptplatz, sondern auch da, wo heute der St. Nikolaus Friedhof liegt und im 13. Jahrhundert die dritte Kirche von Keszthely erbaut wurde. Keszthely war Königsgut, das um 1291 in den Besitz der Familie Marcali kam. Danach entstand die neue Struktur der Siedlung. In dem langen Einstraßendorf wurden die sog. Huben, die Bauerngüter, die nord-südlich gelegene Hauptstraße entlang ausgemessen. Dank des aufblühenden Handels wurde die Siedlung, deren Bewohnerschaft allmählich wuchs, immer reicher. Zwischen 1332 und 1337 leistete der Pfarrer von Keszthely den päpstlichen Zehnten in Höhe von 100 Denare, was als höchster Betrag der Gegend galt.
14. Jahrhundert
Mitte des 14. Jahrhunderts kam Keszthely in den Besitz von István Lackfi, einem der meist angesehenen Palatine des Landes. Zu seiner Zeit beschleunigte sich die Entwicklung der Siedlung. Auf diesen Reichtum verweist die Ansiedlung der Franziskaner um 1368. Kirche und Kloster des Ordens wurden nach dem Abbruch der St. Laurenz Kapelle auf dem Hauptplatz aufgebaut. Der Verschwörung beschuldigter Lackfi wurde 1397 auf Befehl von König Sigismund hingerichtet. Seine irdischen Überreste fanden die letzte Ruhe im Chor der Franziskanerkirche, wo auch sein Grabstein zu sehen ist. König Ludwig der Große erteilte der Siedlung das Marktrecht, was eindeutig ein Zeichen der Urbanisierung ist. Ab 1403 wird Keszthely in den Urkunden als oppidium, „kleinere Stadt” bezeichnet.
15. Jahrhundert
Keszthely wurde von König Sigismund mehrmals verpfändet, bis es samt dem Burggut Rezi 1427 in den Besitz von László und Peter, den Söhnen von János Gersei Pethő ging. Keszthely gehörteüber etwa drei Jahrhunderte der Familie Pethő und ihren Nachkommen. Die Mitglieder der weitverzweigten Familie verfügten nicht nur an der Stelle des heutigen Schlosses über eine Kurie, mehrere Familienmitglieder ließen sich Steinhäuser in der Stadt bauen. Vom Anfang des 16. Jahrhunderts werden auch Steinhäuser wohlhabender Bürger,Kaufleute und Handwerker erwähnt. Keszthely bestand weiterhin aus einer einzigen Straße, aber deren Länge lag bereits über 2 km. Die reiche Siedlung wurde öfters von den Gutsherren der Umgebung angegriffen und geplündert. Die ungebrochene Entwicklung der Stadt brach mit dem Auftauchen der Türken im Jahr 1532 ab.
Die Türkenzeit
Um 1552 sind die Franziskaner geflüchtet. In ihrem Klostergebäude ließen die Pethő’s Soldaten stationieren. Nachdem die Burg von Szigetvár 1566 in türkische Hände gefallen war, wurde der Balaton die Nordgrenze des Eroberungsbegietes. Zu dieser Zeit wurde die Kloster und die Kirche in eine Grenzfestung umgebaut. Die Abbildung zeigt die um 1570 gefertigte Vermessung des Ingeniueroffiziers G.Turco. Die Festung wurde von den Türken mehrmals belagert, einnehmen konnten sie sie jedoch nie. Das äußere Erscheinungsbild der Stadt hat sich vollständig verändert. Das südliche Stadtgebiet hat sich entvölkert, die Bewohner drängten sich in der Umgebung des Hauptplatzes und der heutigen Fußgängerzone zusammen.Damals sind die kleinen Nebengassen zwischen der heutigen Kossuth und der Deák Straße entstanden. Im 17. Jahrhundert wurde sogar die Innenstadt von Schutzwällen und Gräben umgeben. Dank des regen Grenzhandels blieb die Bewohnerzahl konstant. Der nördlichste Stadtteil – die sog. Bürgerstadt, später Kleinkeszthely genannt – ist selbstständig geworden und bezahlte Steuer an die Türken. Die umliegenden Dörfer entvölkerten sich.
Keszthely und die Familie Festetics
Im Jahre 1690 ging die Türkenherrschaft mit der Rückeroberung der Burg Kanizsa auch in unserer Gegend zu Ende. Während des Freiheitskampfes von Rákóczi (1703-1711) spielte die Keszthelyer Grenzburg keine militärische Rolle mehr, da die Schutzwerke größtenteils zerstört worden waren. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war Keszthely unter zahlreichen Gutsherren aufgeteilt, die hauptsächlich von der weiblichen Linie der Familie Pethőabstammten. Nach dem Erwerb dieser Gutseigentümer ist Kristóf Festetics im Jahr 1739 alleiniger Besitzer von Keszthely geworden. 1745 hat er mit dem Bau des Barockschlosses begonnen, und den Verwaltungssitz seiner riesigen Güter hat er hierher verlegt. Die Bauarbeiten und die Gutsverwaltung schafften zahlreiche Arbeitsstellen. Keszthely wuchs zur zweitgrößten Siedlung West-Transdanubiens heran. 1772 wurden 215 selbstständige Handwerker in insgesamt 12 Zünften registriert.
Zwischen den Einwohnern, die auf die Privilegien aus der Türkenzeit bestanden, und der Familie Festetics kam es zu zahlreichen Konflikten, aus denen die Einwohner jedes Mal als Verlierer rausgingen. Trotz dieser Konflikte hat die Stadt der Familie Festetics viel zu verdanken – Kristóf stiftete 1759 ein Krankenhaus, Pál, der 1772 in den Grafenstand erhoben wurde, gründete ein Gymnasium. Die wohl bedeutendste Persönlichkeit der Familie war György, der 1797 das Georgikon, die erste landwirtschaftliche Hochschule Europas gründete.Um die Jahrhundertwende ließ er für die Familienbibliothek, die an die 25.000 Bände zählte, und auch für die Studenten zugänglich war, einen neuen Flügel an das Schloss anbauen. Als Kulturliebhaber und Mäzen rief er 1817 literarische Festtage ins Leben, die unter dem Namen Helikon-Festtage auch heute noch veranstaltet werden. Er war es auch, der die Wichtigkeit des Hévizer Heilwassers erkannte und ließ 1795 ein Badehaus mit ärztlicher Versorgung mitten auf dem damals noch sumpfigen See errichten. Wo einst die römische Festung Mogentiana im heutigen Fenékpuszta stand, ließ er bei der ehemaligen Übergangsstelle eine Mole bauen, an der Stelle der Festung hat man ein prunkvolles klassizistisches Meierei-Gebäude errichtet. Die räumliche Ausbreitung der Stadt wuchs weiter, da die Last der Einquartierung der seit 1710 hier stationierten Soldaten viele Bürger in die Weinberge der in der Türkenzeit entvölkerten umliegenden Dörfer trieb. Davon zeugt ein Stadtplan aus dem Jahr 1769, auf dem die bedeutenderen Gebäude verzeichnet sind. Diese waren, wie auch die der wohlhabenderen Kaufleute und Handwerker, bereits aus Stein gebaut und zum Teil auch mehrstöckig.
19. Jahrhundert
Auf die Niederwerfung des Freiheitskampfes folgte nur eine kurze Militärbesetzung, die Entwicklung der Stadt zeigte trotzdem eine Stagnation. Wirkliche Änderungen waren vor allem auf kultureller Ebene zu beobachten: 1862 wurde ein steinernes Theatergebäude errichtet, 1865 wurde die erste Wirtschaftslehranstalt Ungarns eröffnet, 1872 begann der Unterricht im mehrstöckigen Gebäude der Bürgerschule für Mädchen und 1882 auch in der Klosterschule der Barmherzigen Schwestern.1892 zog das zum Hauptgymnasium erhobene Gymnasium und 1897 auch die Wirtschaftslehranstalt in ein neues Gebäude. 1898 wurde der Balaton Museumverein als erstes Museum des Komitats und zugleich der Balatongegend gegründet. In dem zur Großgemeinde degradierten Keszthely waren zahlreiche zivile Organisationen tätig, die beudeutendsten unter ihnen waren die Gewerbekorporation und der Gesellschaftskreis (Casino). Als bestimmende Persönlichkeit in der Stadtentwicklung gilt Stadtrichter Vencel Reischl. Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt verlangsamte sich, nachdem die 1861 eröffnete Südbahn an Keszthely vorbeiging. Erst 1888 wurde die Stichbahn Balatonszentgyörgy-Keszthely eröffnet. Da die Eisenbahn die Stadt über mehr als zwei Jahrzehnte nicht berührte, sind viele Kaufleute und Finanzleute aus Keszthely weggegangen. Als Ausweg strebte man eine Schulstadt an und die Verstärkung des Fremdenverkehrs.1862 wurde das erste elegante Ferienhaus gebaut, 1864 das erste Badehaus am See. In den Sommermonaten haben immer mehr Gäste Keszthely besucht. Zu ihrer Bedienung wurden Hotels und Gasthäuser errichtet. Keszthely war wieder auf dem Wege der Entwicklung. Gegen Ende des Jahrhunderts kam es zu groß angelegten Parzellierungen, so wurden die Straßen Erzsébet királyné und Rákóczi bebaut,aber auch die alten Straßen der Stadt fingen an, sich zu erneuern.
20. Jahrhundert
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, bis zum Ersten Weltkrieg, war im Fremdenverkehr ein kontinuierlicher Aufschwung zu beobachten.Dabei spielte die Tatsache eine wichtige Rolle, dass die Umgebung des Thermalsees in Hévíz noch nicht entsprechend ausgebaut war, sodass die meisten Gäste aus Hévíz gezwungen waren, in Keszthely zu logieren. Neue Hotels und Gaststätten wurden eröffnet, Villen wurden gebaut, aber die meisten Einwohner beschäftigten sich selbst mit Zimmervermietung. Der Hauptpaltz hat auch ein neues Antlitz bekommen, indem er in einen Promenadeplatz verwandelt wurde, 1902 hat man die Statue von György Festetics enthüllt und bald wurde das erste Kino,das „Theater Urania” eröffnet. Die Erreichbarkeit der Stadt ist durch die 1903 fertig gestellte Bahnstrecke Keszthely-Tapolca erleichtert worden. Das Bahnhofsgebäude kam damals auf seinen endgültigen Platz und in der Nähe hat man das schönste Sezessionsgebäude der Stadt, das „Resti” errichtet, das in den 80-er Jahren leider abgerissen wurde.
Die Wirtschaftskrise, die nach dem Zweiten Weltkrieg das Land belastete, war nur für kurze Zeit in Keszthely spürbar. Mit dem Friedensvertrag von Trianon ist die Mehrheit der international bekannten ungarischen Badeorte den Nachfolgestaaten zugefallen, so kam es unter den einheimischen Gästen zu einer Aufwertung des Balatons. Anlässlich der Centenarfeier der Helikon Festtage wurde im Park das Helikon Denkmal enthüllt,das zu einem der Stadtsymbole wurde. In Keszthely wurden mehrere öffentliche Bauten errichtet, so wie Schulen, Post, Privatklinik, Kirchen, und mit staatlicher Unterstützung hat man das Neobarockgebäude des Balaton Museums zum Teil aus dem Baumaterial des neben dem Schloss abgerissenen Stalls aufgebaut.Am Ost- und Südteil der Stadt wurden neue Flächen parzelliert, wo schon bald der Bau moderner Ferienhäuser begann. Die Stadtteile Keszthely und Kleinkeszthely wuchsen zusammen und vereinigten sich 1925.
Die Zahl der Einwohner hat sich in den sechs Jahrzehnten zwischen 1881 und 1941 verdoppelt, wuchs von 6000 auf 12000. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterlag der Fremdenverkehr verständlicher Weise einer Rezession. Viele Jugendliche aus Keszthely kamen an der Ostfront ums Leben. Ab August 1944 erlitt die Stadt mehrere Bombenangriffe, was Menschenleben forderte und viele Häuser beschädigte. Um die Jahreswende 1944-1945 kam die Front am Südufer des Balatons für Monate zum Stillstand.Einen schweren Verlust hatte die Stadt und die ungarische Kultur zu verbuchen,als Ende März 1945 bei einem Bombenangriff der Zug auf dem Bahnhof in Zalaegerszeg getroffen wurde, welcher Ausstellungsmaterial für das Balaton Museum und Nationale Szeklermuseum in Sepsiszentgyörgy transportierte. Deutsche und ungarische Truppen haben die Stadt am 30. März 1945 evakuiert. Bei der Belagerung wurde die Kirche am Hauptplatz getroffen und die 1509 gegossene Glocke beschädigt.
Nach dem Abzug der Front wurde das Schloss geplündert, die zugemauerte Bibliothek blieb jedoch unversehrt. Das Leben konsolidierte sich relativ rasch, aber der demokratischen Umwandlung folgte 1948 die kommunistische Diktatur. Sogar die Statue von György Festetics musste weichen, ihren Platz nahm ein sowjetischer Heldendenkmal ein. Aus dem Hotel Hugaria wurde das Parteihaus. Durch die Verwaltungsreform im Jahr 1950 wurde Keszthely und seine Umgebung ans Komitat Veszprém angeschlossen. 1954 hat Keszthely seinen 1871 verlorenen städtischen Rang zurückbekommen, aber die als Reaktionär abgestempelte Siedlung erhielt kaum Unterstützung für ihre Entwicklungsmaßnahmen. Die Bevölkerung schloss sich 1956 begeistert der Revolution an und als einzige Stadt in Ungarn hat Keszthely der Gefallenen auch ein Denkmal errichtet.
Die nachteilige Lage der Stadt hatte den Vorteil,dass die Innenstadt ihr ursprüngliches Flair bewahren konnte, nur wenige Wunden wurden in ihr geschlagen. Nach der Konsolidierung des Kádár-Regimes hat die Entwicklung der Stadt erneut begonnen. Die Bevölkerungszahl verdoppelte sich im Verhältnis zur Vorkriegszeit. Wohnviertel mit Einfamilienhäusern und Wohnsiedlungen werden gebaut mit all den erforderlichen öffentlichen Anstalten und Geschäften. Die Industrie hält Einzug in die Stadt, als Leichtindustrie.1979 wird Keszthely wieder ans Komitat Zala angeschlossen. Ab den 60-er Jahren kamen immer mehr ausländische Gäste, so dass man zur Bedienung des dynamisch wachsenden Fremdenverkehrs neue Hotels und Ferienheime baute. Das bedeutendste unter ihnen ist das unmittelbar am Wasser gelegene Hotel Helikon (1971). Das Niveau des kulturellen Angebots erhöhte sich wesentlich mit der Eröffnung des in seiner ursprünglichen Pracht wiederhergestellten Schlosses des Grafen Festetics.
Die Wende
Die Wende im Jahr 1990 auch an Keszthely nicht vorbei. Eine Selbstverwaltung wurde gegründet. Das Leben der Stadt wird vom Bürgermeister an der Spitze eines 18 köpfigen, gewählten Stadtrates geleitet. Zivilorganisationen kommt eine ernstere Rolle sowohl im gesellschaftlichen als auch im kulturellen Leben zu.Die wirtschaftliche Wende war mit der Auflösung staatlicher Betriebe und dem Wegfall vieler Arbeitsplätze verbunden. Die Wirtschaft der Stadt ist beinahe einseitig geworden, die Mehrheit der Bewohner ist in irgendeiner Form auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs tätig. Zu beobachten ist der Rückgang des Massentourismus, die meisten Betriebserholungsheime werden in Hotels umfunktioniert. In Folge von Eigeninitiativen und Investitionen von Privatkapital entstanden viele Kleinunternehmen, der Handel ist aufgeblüht und die Mehrheit der Gebäude in der Innenstadt wurde renoviert.
Das letzte Jahrzehnt
Die Stadtleitung hat sich als Ziel gesetzt, die Bedürfnisse der Bewohner auf dem höchstmöglichen Niveau zu bedienen und die Entwicklung des Fremdenverkehrs, insbesondere die des qualitativen Tourismus zu fördern. Seit 1992 werden wieder alle zwei Jahre die vom Grafen György Festetics ins Leben gerufenen Helikon Festtage veranstaltet, an denen an die 4000 Schüler aus ganz Transdanubien teil nehmen und ihr künstlerischen Können vorführen. Das Balaton Festival in der Vorsaison bietet den Gästen reichhaltige Kulturerlebnisse. Die Fußgängerzone bekam edle Pflastersteine, die Stadtbibliothek ein neues Gebäude, im Jahr 2000 wurde das Balaton Theater und Kongresszentrum eröffnet, das Inselbad wurde zeitgetreu renoviert und an der Uferstrecke „Libás” (von den Einwohnern liebevoll „Gänsebad” genannt) ist ein Segelhafen entstanden. In nächster Zukunft werden die Projekte städtisches Schwimmbad und Fünfsternehotel gestartet. Keszthely befindet sich auf dem rechten Weg, dem Titel „Hauptstadt des Balaton” gewachsen zu sein.