Die tausendjährige Benediktinererzabtei von Pannonhalma und ihre Landschaftsumgebung

Die tausendjährige Benediktinererzabtei von Pannonhalma und ihre Landschaftsumgebung

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Die Geschichte der auf dem heiligen Berg der römischen Provinz Pannonia (Mons Sacer Pannonia) errichteten Erzabtei ist ebenso alt wie die Geschichte Ungarns. Die heidnischen ungarischen Stämme kamen aus dem Osten (etwa 896) in das Karpatenbecken. Fürst Géza und sein Sohn, König Stephan I. und Gründer des Staates, erkannten, dass das ungarische Volk nur dann weiterbestehen kann, wenn ein stabiler feudaler Staat gegründet wird und das Christentum Aufnahme findet. Géza rief zur Verbreitung der christlichen Ideen und der europäischen Kultur Benediktinermönche aus Italien und Böhmen in das Land. Ihr erstes Kloster errichteten sie zu Ehren des in Pannonien geborenen Bischofs aus dem französischen Tours, der später als der Heilige Martin bekannt wurde.

Die ersten Gebäude wurden zerstört, auf diesen Fundamenten wurden jedoch die Kirche und das Kloster mehrmals erneuert. Die westliche Apsis stammt wahrscheinlich aus der ersten Kirche, die Mauern sind die Mauern der 1137 geweihten Kirche, die Säulen und das frühgotische Gewölbe wurden im ersten Viertel des XIII. Jahrhunderts errichtet. Die während der türkischen Herrschaft zerstörten Gebäude wurden um 1700 im Barockstil wieder aufgebaut, der wichtigste Teil des Klosters einschließlich des Refektoriums wurde zu dieser Zeit gebaut. Der klassizistische Turm und das Bibliotheksgebäude wurden in den ersten Jahrzehnten des XIX. Jahrhunderts erbaut, während das im italienischen Stil errichtete Gebäude des Gymnasiums und Schülerheims aus dem XX. Jahrhundert stammen. Nach dem Eintritt am modernen Haupttor wird man rechts vom barocken Gebäude der Erzabtei und links vom Säuleneingang des Gymnasiums und Schülerheims empfangen. In der Erzabtei leben mehr als 40 Mönche, in der Schule lernen etwa 320 Jungen. Geht man im Hof weiter, erreicht man den Innenhof, die neoklassizistische Fassade schmückt bereits den mittelalterlichen Gebäudeteil. In der als Basilika fungierenden Abteikirche findet man romanische, frühgotische, spätgotische Elemente sowie Teile aus der Renaissance. Die Restaurierung im XIX. Jahrhundert versuchte, diese in Einklang zu bringen. Der spätgotische Kreuzgang an der südlichen Seite der Kirche (1486) wird durch das wertvollste architektonisch-plastische Werk des Klosters, die Porta Speciosa, das Schmucktor, mit der Kirche verbunden. In der Nähe des Rundgangs befindet sich der barocke Speisesaal und hier findet man auch das Archiv der Erzabtei, das so wertvolle Dokumente aufbewahrt, wie zum Beispiel das älteste ungarische und finnisch-ugrische Sprachdenkmal, die Gründungsurkunde der Abtei in Tihany, oder das um 1090 veröffentlichte Inventurschreiben von Pannonhalma mit dem ersten Bücherverzeichnis Ungarns. Die klassizistische Bibliothek der Abtei aus dem XIX. Jahrhundert ist mit ihren etwa 350 000 Bänden eine der reichsten Klosterbibliotheken Europas. Die wertvollsten Stücke der Sammlung sind Druck-Erstausgaben und Kodizes. Ihr Manuskriptarchiv rühmt sich vieler einzigartiger Werte der ungarischen kirchlichen und weltlichen Kultur. Die Sammlungen der Erzabtei gliedern sich in Münz-, Stein-, Stich- und Bildersammlung. Die Erzabtei richtete im Ausstellungsraum unter der Bibliothek eine ständige Ausstellung dieser Sammlungen ein.

Gegenüber dem Haupteingang befindet sich ein Garten, wo fast 400 Pflanzenarten gehegt werden. Hier hat man einen unmittelbaren Ausblick auf die wunderschöne Hügellandschaft
der Umweltschutzregion Pannonhalma. Ein Teil der tausendjährigen Erzabtei kann im Rahmen einer Ausstellungsführung mit einem örtlichen Fremdenführer besichtigt werden. Während der Gottesdienste wird die Führung in der Basilika unterbrochen. In den Sommermonaten finden Orgelkonzerte in der Basilika statt.