Der im Nordosten Ungarns gelegene Nationalpark Aggtelek wurde 1985 in erster Linie zum Schutz der Werte der leblosen Natur, der Oberflächenformen und Höhlen geschaffen. Laubwälder bedecken 75% seiner Fläche. Die mosaikartigen Lichtungen, Felsrasen und Berghänge mit herausragenden Steinen sichern wertvollen Pflanzen, der reichen Insektenwelt und den in diesem Gebiet mehr als 220 vorkommenden Vogelarten den Lebensraum. Auf der verhältnismäßig kleinen Fläche des Nationalparks (ca. 20.000ha) sind mehr als 200 kleinere und größere Höhlen zu finden.
Hier, im Aggteleker und in dem mit ihm im geologischen und geographischen Sinne eine organische Einheit bildenden Slowakischen Karst entstand das größte Höhlensystem Mitteleuropas. Die längste Höhle Ungarns bzw. des Karstgebietes ist die Baradla-Höhle, deren Gesamtlänge zusammen mit den Seitengängen 25 km beträgt. Ein 5,6 km langer Höhlenabschnitt liegt auf dem Gebiet der Slowakei und ist unter dem Namen Domica bekannt.
Die Höhle entstand in dem ca. 230 Millionen Jahre alten Kalkstein des mittleren Trias. Den Beginn ihrer Entstehung kann man auf der Grundlage der geologischen Angaben vor mehr als ca. 2 Millionen Jahren suchen. Das Wasser der Bäche gelangte in das Risssystem des Kalksteins und hat mit seiner lösenden und abtragenden Wirkung die Spalten erweitert und damit langsam die jetzigen Gänge geschaffen. Mit der Ausscheidung des Kalkgehalts des tropfenden Wassers entstanden Tropfsteine verschiedener Größe, Farbe und Form, die die Gänge zieren. Die Tropfsteine bewegten die Fantasie der Entdecker und Besucher. So entstanden solche ausdrucksvollen Fantasienamen wie Drachenkopf, Tiger, Schwiegermutterzunge, Säulenhalle oder Raum der Riesen. Zahlreiche Funde bei archäologischen Erkundungen beweisen, dass schon der Mensch der Urzeit die Baradla kannte und sogar als Wohnstelle benutzte. Gleichzeitig können die hydrologisch bedeutende Vass-Imre- Höhle sowie die zur Heilung von Erkrankungen der Atemwege geeignete Béke-Höhle besucht werden. Die Höhlen können bei geführten Wanderungen von 1, 2, 5 oder 7 Stunden erkundet werden. Diese beginnen in Aggtelek und in Jósvafô. Im überraschend schönen Konzertsaal der Baradla-Höhle mit ausgezeichneter Akustik werden Höhlenkonzerte mit klassischer bzw. Unterhaltungsmusik veranstaltet: ein besonderes Erlebnis für die Besucher. Auf der Oberfläche verlaufen markierte Wanderwege. Im Rahmen von Ökotouren, botanischen bzw. zoologischen Touren kann sich der Besucher mit den Werten der Karstoberfläche, mit den wichtigsten Pflanzengemeinschaften und deren Aufwuchs, mit der traditionellen Bodennutzung, der dörflichen Lebensweise und Wirtschaft, mit den Denkmälern der Industrie- und Kulturgeschichte bzw. mit den noch erhaltenen Volksbräuchen, Traditionen und der Volkskunst vertraut machen. Der 7 km lange Baradla-Lehrpfad zwischen Aggtelek und Jósvafő ist mit einem gelben Streifen markiert, Zeitaufwand ca. 3 Stunden. Für das Zurücklegen des Lehrpfades Tohonya-Kuriszlán von 9 km Länge um Jósvafő sind ca. 6 Stunden erforderlich. Den Zsomboly-Lehrpfad am Unterberg kennzeichnet ein rotes „T” im weißen Kreis.