Von dem Freiheitsplatz (Szabadság tér) abgegangen, spaziert man die steile Buhim Straße entlang in einen der ältesten Stadtteilen von Veszprém hinunter in das Buhim-Tal, das zum Teil das mittelalterliche Stadtviertel, nämlich das „Sárszeg" (Sumpfwinkel) einschließt.
Unser Spaziergang führt fast bis zum Ende den Bach Séd entlang, der wahrscheinlich auch schon Anfang des vorigen Jahrhunders im Leben der Stadt eine wichtige Rolle spielte, weil er mehrere Mühle drehte, und so wurde die unentbehrliche Wasserquelle für die Schneider der ungarischen Bauernmäntel, bzw. für die Tabakmeister gesichert. Der Bach selbst zeigte in den 1930er Jahren eher das Bild eines Flüsschens, und heute von dem so schwach rieselnden Bächlein ist es uns schwer vorzustellen, dass man auf seiner Fläche einst unter der Burg sogar Kahn fahren konnte. Neben der Benennung „Séd" wird er in den mittelälterlichen Urkunden oftmals mit dem Namen „Sárvíz" (Sumpfwasser) erwähnt, von hier entspringt sicherlich die frühere Bennenung des Stadtteils „Sárszeg" (Sumpfwinkel).
An dem am Ende der Buhim Straße aufgehenden Platz links abgebogen kommt man in die Ferenc Deák Straße, an deren linken Seite die sog. östliche Sturm-Treppe aus dem Mittelalter, die zwischen den aneinander anschmiegenden Häusern auf den Altstadtplatz (Óváros tér) führt. Auf der Straße spazierend wechseln sich die Bilder der Vergangenheit und die der Gegenwart vor uns. In den letzteren Jahrhunderten wurde der Stadtteil unter der Burg immer mehr der Lieblingswohnort des wohlhabenden Bürgertums, so werden die abgenutzten, abgerissenen Häuser schön an der Reihe nach neuaufgebaut und renoviert, wobei man hin und da bei weitem kein angenehmes Bild zeigenden Häusern der im Sozialismus angesiedelten Menschen mit schwerem Schicksal begegnet. Ein neuer Farbfleck ist der Wohnpark, der in der Ferenc Deák Straße gebaut wird, und der uns mit seiner Überfülltheit absichtlich oder unabsichtlich an mittelalterliche Andenken erinnert. Am Ende der Staße gehen wir über eine kleine Brücke über den Bach Séd, und links abgebogen können wir an der einen der ältesten Mühlen der Stadt vorbeigehen, welche aus dem Mittelalter stammt, und heute als Gasthaus funktioniert. Diese Mühle kommt sogar schon auf einem den Türkenangriff von 1593 darstellenden Kupferstich zum Vorschein. Der in ihrer Nachbarschaft liegende kleine Platz wird von Barocktoren umgearmt, mit extra Eingängen für Wagen und Fußgänger.
Neben der Úrkút-Mühle lockt uns der Bogen der kleinen Brücke über dem Séd an, setzen wir aber doch unseren Spaziergang an der linken Seite des Bachs - der Fließrichtung nach - fort, die Úrkút-Allee entlang, an der östlichen Seite des Burgbergs, unter den Weiden, deren Laub sich auf die Erde beugt. Nach der örtlichen Umgangssprache heißt diese romantische, stimmungsvolle Allee „Insel der Verliebten", die bis zu den 1970er Jahren, bis zu der Zuschüttung des Mühlengarbens wirklich eine Insel war. Wer einmal duch den Park spaziert, wird sicherlich verstehen, warum die Veszprémer diesen Teil der Stadt an das Wort „Liebe" anknüpfen. Zwischen den Blättern des auf den kiesbestreuten Spazierweg fallenden Laubs der Hängeweiden sieht man die östliche Seite der Burg. An dem über uns türmenden Berghang kommt jedes Detail der Burg zum Vorschein, das von innen von den schweren Gebäuden versteckt werden. Neben der Hinterfassade - mit tausend Augen - des ehemaligen Piaristengymnasiums wird der Anblick von dem Balkon des Bischofspalasts beherrscht, und die Türme der Kirchen in der Burg ragen nadelspitzenartig in den Himmel.
Am Ende der Allee, über die Brücke des Séds, die Tobak Straße entlang, unter den mit Gras und wilden Blumen bewachsenen Felsen des Bendek-Berges spaziert kommen wir an der nächsten Übergangsstelle an, wo sich der Bach den Berg fast ganz unterspülend, an und unter den Felsen schlängelt. Wenn wir am Ende der Tobak Straße links abbiegen, kommen wir auf den Margarethenplatz, wo wir wiederum auf ein Andenken von Veszprém aus der Árpádenzeit stoßen. Die Margarethen-Ruinen lassen uns ganz bis in das 13. Jh. zurückfliegen, in die Zeit des Königs Béla IV. In diesem Nonnenkloster verbrachte die später heiliggesprochene Tochter unseres zweiten Staatsgründer-Königs ihre Kindheit. Die Gründung des St. Katharina-Nonnenklosters wird in den Jahren 1239-40 aufgezeichnet, es wurde aber schon in der Türkenzeit fast völlig zerstört. Heute sind nur noch die Mauern der Klosterkirche zu sehen, der ehemalige Gebäudekomplex selbst liegt unter dem mit Gras bewachsenem Platz neben den Ruinen. Im St. Katharina-Winkel der mittelalterlichen Stadt spaziert setzen wir doch unseren Spaziergang nun auf der westlichen Seite des Benedek-Bergs fort!
Wiederum über eine Brücke des Séds spaziert kommt man in die Kollégium Straße, wo das Anfang der Straße, am Ufer des Séds stehende - neulich völlig renovierte -, Wohnhaus mit spätbarockem Ursprung einst als Gerberei funktionierte. Auf die Burg geblickt kann man sich der Statue des Königs St. Stefan und Gisela, dem Körmendy-Haus, und dem Gebäude des Großseminars ergötzen. Am Ende der schmalen Kollégium Straße erwarten uns der Bachplatz (Patak tér), der frühmittelalterliche Markt von Veszprém und die Zollstelle. Rechts abgebogen gelangt man in die Jókai Straße, von der aus man in Richtung Zoo oder Innenstadt spazieren kann, wenn man aber links abbiegt, kann man auf den Treppen unter der Burg auf den Benedek-Berg hoch steigen. Neben der Treppe leuchten abends Kandelaber, und bedecken die mal furchterregenden Felsen der Burg mit geheimnisvoller Abenddämmerung.
Oben an der Treppe links eingebogen kommt man auf den bisher so oft erwähnten Benedek-Berg, auf dem von dem Kreuz aus herumgeblickt uns wirklich ein packendes Panorama erwartet. Wie merkwürdig es auch ist, dass der Berg doch in den 16-17. Jh. von den hier stationierenden Türken für Beerdigungsstätte benutzt wurde. Von hier aus kann man aus der Vogelschau auf die Stadt blicken, im Süden erhebt sich die Burg, im Osten überspannt der pralle Viadukt das Tal, und ist die St. Ladislaus Kirche zu sehen, im Norden kommt der dunkle Gebirgszug des Bakonys zum Vorschein, und im Osten stehen die Wohnblöcke der Stadt Veszprém aus dem 20. Jh. Vom Berg zurückspaziert, die Treppe hochgegangen kann man noch einmal die Burgstraße entlang weiterspazieren, und zum Ausgangspunkt unserer Route, auf den Freiheitsplatz (Szabadság tér) zurückblicken.